
Wie fühlen Sie sich heute? Wie haben Sie sich gestern Abend beim Zubettgehen gefühlt? Und mit welchem Gefühl sehen Sie dem morgigen Tag entgegen? Ohne Gefühle geht im Leben nichts. Klingt übertrieben? Dann fühlen Sie mal in sich hinein. Jede Situation, jede Handlung und jede Konversation verbinden wir mit einem oder mehreren Gefühlen. Was diese bedeuten und wie wir sie aktiv nutzen können, um unsere Potentiale, privat sowie beruflich, zu entfalten, wird uns meist erst bei genauerem Hinschauen bewusst. Deshalb laden wir Sie ein, gemeinsam mit uns einen Blick in unsere Gefühlswelt zu werfen. Weiter geht´s mit…
M wie mutig
Was genau ist eigentlich Mut? Ist nur mutig, wer steile Berggipfel erklimmt, einen Fallschirmsprung wagt oder sich mit nichts weiter als einer Idee selbstständig macht? Auch. Aber nicht nur. Denn Mut ist, ebenso wie Liebe, Glück, aber auch Stress oder Wut, ein ganz individuelles Gefühl. Was für den einen ein Kinderspiel ist, verlangt dem anderen wahnsinnig viel Courage ab. Die gute Nachricht: Für Mut gibt es kein Regelwerk und auch keine Pluspunkte. Denn im besten Fall sind wir nicht mutig, um anderen etwas zu beweisen, sondern um unsere eigenen Grenzen zu überwinden – und dabei zu wachsen. Und zwar ganz allein für uns selbst. Denn auch das kann Mut: er beflügelt uns.
Aus wissenschaftlicher Sicht gibt es drei „Mut-Varianten“: Er ist entweder angeboren, erworben – oder basiert auf einer extremen Risikobereitschaft, bei der die Abenteuerlust die Vernunft auf die Reservebank verweist. So stellten Forscher:innen im Rahmen von Untersuchungen fest, dass beispielsweise Extremsportler:innen in Extremsituationen kaum Angst verspüren, da einige Hirnareale wie das Angstzentrum in diesen schlichtweg keinen „Alarm“ anschlagen. Eine natürliche Reaktion, die evolutionsbedingt ist. Bei erworbenem Mut hingegen ist der Anreiz eine Belohnung. Sind wir mutig, trauen uns etwas und haben damit Erfolg, sorgt das Glückshormon Dopamin für ein breites Lächeln und innere Zufriedenheit. Mit Vorsicht zu genießen ist der „kopflose“ Mut. Gehen wir Risiken ein, ohne uns Gedanken über den möglichen Erfolg, aber auch die Risiken sowie sonstige Folgen zu machen, handeln wir eher unbedacht als mutig. In diesem Fall kann Courage sogar schädlich statt aktivierend sein. Wie immer gilt also auch hier: Sind wir maßvoll mutig, stellen wir uns den notwendigen Herausforderungen, um uns weiterzuentwickeln, schützen uns allerdings auch davor, unsere Risikobereitschaft überzustrapazieren.
Wer Mut beweist, gewinnt – zwar keinen Pokal, dafür aber ein Erfolgserlebnis

Dass sich Mut gewinnen lässt, zeigt sich bereits im Kleinen. Einer Freundin zu sagen, wenn uns etwas stört, erfordert in gewisser Weise ebenso Courage wie das Eingestehen eigener beruflicher Fehler. Denn Mut gibt es nicht nur in der Actionfilm-Dimension, sondern eben auch in der Alltags-Version. Und je öfter wir uns überwinden, Dinge zu tun oder zu sagen, vor denen wir Respekt haben, umso besser können wir mit dem Gefühl von Unsicherheit oder sogar Furcht umgehen, welches dem Mut oftmals vorangeht.
Ein Beispiel:
Luisa hat sich vor einigen Wochen als Happiness-Coach selbstständig gemacht und berät Unternehmen im Bereich der Mitarbeiterzufriedenheit. Sie unterstützt ihre Kund:innen also dabei, Maßnahmen zu ergreifen, um ihr Personal langfristig an sich zu binden. Bisher war Luisa vor allem in kleinen Start-ups oder Unternehmen unterwegs und hat dort einen sehr offenen, freundlichen Umgang mit den zuständigen Ansprechpartner:innen erlebt. Durch eine Empfehlung ist ein regionaler Industriekonzern, der gerne neue Wege in Sachen Mitarbeitergewinnung gehen möchte, auf sie aufmerksam geworden. Der Kunde fragt an, ob Luisa einen 2-tägigen Workshop mit 50 Mitarbeiter:innen leiten kann. Luisa ist hin- und hergerissen. Auf der einen Seite freut sie sich über die Anfrage, die sich sowohl finanziell lohnt als auch eine hervorragende Referenz darstellt, auf der anderen Seite spürt sie Zweifel, Angst und Überforderung. Ist sie dem Auftrag schon gewachsen? Kann sie vor einer so großen Anzahl an Workshop-Teilnehmer:innen mit ihrem Wissen und ihrer Erfahrung bestehen – oder wird sie sich blamieren?
Nach einigen Tagen Bedenkzeit nimmt Luisa all ihren Mut zusammen – und den Auftrag an. Im Folgenden geschieht etwas, womit sie nicht gerechnet hätte – der Respekt vor der Aufgabe, die nun auf sie wartet, beflügelt sie und hilft ihr dabei, sich so konzentriert und akribisch wie nur möglich vorzubereiten. Ihr Einsatz lohnt sich – der Kunde ist zufrieden mit Luisas Arbeit, die Workshop-Teilnehmer:innen geben gutes Feedback und, der wohl wichtigste Part, Luisa ist stolz, auf dass, was sie geleistet hat.
Wir sehen: Auf Respekt folgt Mut und auf Mut oft Stolz. Respekt vor etwas Unbekanntem oder einem Hindernis. Stolz, weil wir etwas geschafft haben, wozu wir uns überwinden mussten. Mut ist somit also auch so etwas wie der Antrieb, den wir manchmal brauchen, um unsere Komfortzone zu verlassen – oder viel mehr zu erweitern. Haben wir dies erst einmal geschafft, dürfen wir ganz in Ruhe die dabei entstehenden Glücksgefühle genießen – und uns gestärkt auf alle weiteren Herausforderungen freuen.
Ein gutes Gefühl, versprochen!
Braucht es Mut, um unser emotionales Denken mit der Kraft unserer Gefühle in Einklang zu bringen? Finden Sie es heraus und besuchen Sie unsere Workshop-Reihe „Limbisches Denken“. Wir freuen uns auf Sie!