Wie fühlen Sie sich heute? Wie haben Sie sich gestern Abend beim Zubettgehen gefühlt? Und mit welchem Gefühl sehen Sie dem morgigen Tag entgegen? Ohne Gefühle geht im Leben nichts. Klingt übertrieben? Dann fühlen Sie mal in sich hinein. Jede Situation, jede Handlung und jede Konversation verbinden wir mit einem oder mehreren Gefühlen. Was diese bedeuten und wie wir sie aktiv nutzen können, um unsere Potentiale, privat sowie beruflich, zu entfalten, wird uns meist erst bei genauerem Hinschauen bewusst. Deshalb laden wir Sie ein, gemeinsam mit uns einen Blick in unsere Gefühlswelt zu werfen. Weiter geht´s mit…

O wie ohnmächtig

Fühlen wir uns ohnmächtig, bedeutet dies oftmals, dass wir die Kontrolle verlieren. Es ist, als ob uns etwas entgleitet, ein normalerweise fester Strang, der sich auf einmal auflöst. Uns gleiten die einzelnen Teile des Strangs durch die Hände und wir können nichts tun, um sie aufzuhalten. Dabei saß der Strang doch eben noch fest und straff und war beinahe unerschütterlich.

Das Gefühl der Ohnmacht ist ein plötzliches – es rumpelt uns an und bringt uns damit zu Fall. Wir verlieren nicht nur die Kontrolle über unseren Geist, sondern manchmal auch über unseren Körper. Dann sacken wir zusammen, fangen womöglich bitterlich an zu weinen, werden hysterisch oder können unsere Gliedmaßen nicht mehr bewegen. Ein Gefühl, welches, allein wenn wir daran denken, ein Schaudern in uns auslöst, da wir wissen: Es ist etwas wirklich Schlimmes passiert.

Die Ohnmacht selbst ist also ein Gefühl, welches mit Angst, Hilflosigkeit und nicht selten Panik verbunden ist. Verlieren wir aufgrund eines Schocks oder eines Angstzustandes sogar das Bewusstsein, ist Ohnmacht zudem auch ein körperlicher Zustand, der durch die Überreaktion unseres Nervensystems eintritt. Bildlich gesprochen ist dieses Gefühl mit einer Blockade, beispielsweise eine Schleuse, zu vergleichen. Konnte unser Leben vor dem Herunterlassen der Schleuse unbeeinträchtigt in eine Richtung fließen, wird es auf einmal zum Stillstand gebracht. Es geht nicht weiter. Die Schleuse versperrt den Weg, drängt Emotionen zurück und sorgt für einen Aufprall.

Aber welche Funktion haben Schleusen eigentlich? Sie verbinden zwei Wasserflächen, die eine unterschiedliche Spiegelhöhe haben, miteinander. Sie gleichen sie also sozusagen an. Wenden wir das Schleusen-Beispiel auf die Ohnmacht an, so ist sie es, die zwei Zustände miteinander verbindet: den Urzustand (Das Leben verläuft in gewohnten Bahnen) und den Schock-Zustand (Es ist etwas wirklich Schlimmes passiert). Der Schock geht in den Urzustand über und wird Teil unseres Lebens. Das Stichwort lautet: UNSERES Lebens. Denn wir haben es selbst in der Hand: Lähmen uns der Schock und die Ohnmacht auch in Zukunft – oder ergreifen wir die Chance, die Kontrolle zurückzugewinnen? Wir sind für letzteres.

Der Ohnmacht entfliehen gelingt am besten mit einem kühlen Kopf

 

 

Die Ohnmacht ist ein unheimlich vielschichtiges Gefühl – wir reagieren ganz unterschiedlich auf sie. Sich dieser Art der Machtlosigkeit und des Erschütterns erst einmal hinzugeben, ist ganz natürlich. Bis zu einem gewissen Punkt – denn ab dann lautet das Erfolgsrezept: Fokussieren.

Ein Beispiel:

Kathrin ist freie Künstlerin und hat sich mit ihrem Atelier in ein großes Coworking-Space eingemietet. In den Räumlichkeiten lagert sie Farben, Leinwände, Utensilien, Materialien und all das, was sie für ihre Auftragsarbeiten benötigt. Eines Nachts klingt Kathrins Handy. Thomas, ein Bekannter aus dem Coworking-Space, schreit in das Smartphone: „Alles steht in Flammen! Komm schnell her!“. Kathrin ist geschockt. Sie fühlt sich hilflos, überfordert und der Ohnmacht nahe. Auf einmal weiß sie nicht mehr, wie sie ihre Finger, ihre Arme oder ihre Beine bewegen soll. Feuer? Im Coworking-Space? Ist jemand verletzt oder eingeschlossen? Wie konnte das passieren? Und wie hoch ist der Schaden in ihrem Atelier? Kathrin schafft es mit Müh und Not, sich aufzuraffen und ruft sich ein Taxi, welches sie zum Ort des Geschehens bringt.

Einige Tage später steht Kathrin noch immer unter Schock. Das komplette Gebäude ist ausgebrannt und ihr gesamtes Equipment mit ihm. Einzig positiv: Es wurde niemand verletzt. Der Schaden ist für Kathrin ein finanzieller, vor allem aber auch ein emotionaler Albtraum. Aber Kathrin ist nicht nur ein emotionaler, sondern auch ein rational denkender Mensch. Am Tag nach dem Brand hat sie sich sofort mit ihrem Versicherungsagenten in Verbindung gesetzt, eine Liste aller zerstörten Objekte und Materialien angefertigt und sich einen Überblick über ausstehende Aufträge und fehlende Utensilien, um diese zu bearbeiten, verschafft. Die Fokussierung auf organisatorische Aufgaben tut ihr gut und hilft ihr dabei, den Brand zu verarbeiten. Denn eines steht fest: Das Leben geht weiter. Materialien kann man ersetzen. Und Aufgeben ist keine Option.

Unser Beispiel zeigt: Den Mantel der Ohnmacht abzulegen, kann neue Energie freisetzen. Wichtig ist es, ein Schlupfloch zu finden, dass wir nutzen können, um aus der Machtlosigkeit auszubrechen. Ein besonders effektives ist die Fokussierung. Entweder, wie in Kathrins Fall, auf das organisatorische Drumherum, auf den eigenen Neuanfang oder auf ebenfalls betroffene Menschen, die möglicherweise (noch) mehr Zuspruch benötigen als wir selbst. Beginnen wir, uns zu fokussieren, wird unser Blick wieder klarer, unsere Gedanken ordnen sich und unser Gehirn sendet uns wieder eindeutige Signale. Und auch, wenn wir ganz bestimmt vor allem Zeit benötigen, um das Erlebte und Erfahrene zu verarbeiten, so kann unser Leben erst einmal wieder in die richtige Richtung fließen: vorwärts.

 

Ein gutes Gefühl, versprochen!

 

Bringen Sie Ihr emotionales Denken mit der Kraft Ihrer Gefühle in Einklang! Wie und wo? Mit und in unserer Workshop-Reihe „Limbisches Denken“, zu der wir Sie herzlich einladen. Wir freuen uns auf Sie!

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