
Wie fühlen Sie sich heute? Wie haben Sie sich gestern Abend beim Zubettgehen gefühlt? Und mit welchem Gefühl sehen Sie dem morgigen Tag entgegen? Ohne Gefühle geht im Leben nichts. Klingt übertrieben? Dann fühlen Sie mal in sich hinein. Jede Situation, jede Handlung und jede Konversation verbinden wir mit einem oder mehreren Gefühlen. Was diese bedeuten und wie wir sie aktiv nutzen können, um unsere Potentiale, privat sowie beruflich, zu entfalten, wird uns meist erst bei genauerem Hinschauen bewusst. Deshalb laden wir Sie ein, gemeinsam mit uns einen Blick in unsere Gefühlswelt zu werfen. Weiter geht´s mit…
R wie ruhig
Stille Wasser sind tief - und ruhige Menschen in ihrem Inneren oftmals gar nicht so ruhig, wie sie nach außen erscheinen. Wer in sich ruht und bedacht statt hektisch oder besonders expressiv durchs Leben geht, wird von seinen Mitmenschen häufig beneidet. In der Ruhe liegt schließlich die Kraft, oder? Doch wie so oft passiert hinter verschlossenen Türen – oder in unserem Fall hinter einer ruhigen Fassade – mehr, als wir denken.
Die Gemütsruhe, auch als Gelassenheit bekannt, ist eine innere Einstellung. Sie befähigt uns dazu, herausfordernde Situationen mit Fassung zu meistern und rational statt (zu) emotional zu denken. Wir behalten also einen klaren Kopf – und schaffen es, unsere Emotionen zu kontrollieren. Auf dem Weg zur Arbeit geraten wir in einen Stau, obwohl wir bereits spät dran sind – und im Büro streikt die Technik, obwohl gleich ein wichtiges Videomeeting ansteht? Wer bleibt in solch einer stressigen Situation schon ruhig? Oder andersherum gefragt: Wieso bleiben wir nicht einfach ruhig – und denken lieber darüber nach, wie wir die Situation kontrolliert lösen können? Ganz einfach: Weil Stress Hormone freisetzt, die in unserem Inneren für jede Menge Hektik sorgen.
Können wir Ruhe und Gelassenheit also erlernen – und den Stresshormonen somit einen Strich durch die Rechnung machen? Eher nicht. Gelassenheit und innere Ruhe beschreiben unseren emotionalen Zustand. Sind wir gestresst, hektisch oder panisch, können wir im selben Moment nicht ruhig sein. Wir können jedoch dennoch besonnen handeln. Wieso? Weil der Zustand der Besonnenheit ein selbstbeherrschter und überlegter ist. Unser Verstand nimmt unser Herz quasi an die Hand und zeigt ihm den richtigen Weg. Die Besonnenheit ist folglich die rationale Komponente der Ruhe. Die gute Nachricht: Besonnenheit können wir uns antrainieren – und erhalten (mehr) Gelassenheit als kleines Extra für unsere Mühe gratis dazu. Wenn das nicht mal ein guter Deal ist!
Bleiben Sie gelassen! Leichter gesagt als getan?

Um besonnen zu handeln und auch in stressigen oder herausfordernden Situationen ruhig zu bleiben, hilft ein Perspektivwechsel. Ziehen wir uns gedanklich aus einer stressigen Situation heraus und betrachten sie „von außen“, lässt sich meist leichter und schneller erkennen, wo wir ansetzen sollten, um den Moment zu entschärfen. Ein wichtiges Vorgehen, welches Ruhe in unsere Gedanken und unser Handeln bringen kann. Ebenfalls eine echte Wunderwaffe: unsere Atmung. Einfach einmal „tief durchatmen“ – oder besser vier, fünf Mal – beruhigt unser Nervensystem und reduziert nachweislich Stress. Denn fokussieren wir uns bewusst auf unseren Atem, wirkt sich dies auf unseren Puls, unseren Herzschlag und die Anspannung, welche wir in unseren Körper geben, aus.
Wieso besonders der Perspektivwechsel Antriebskraft für innere Ruhe sein kann, zeigt unser Beispiel:
Lukas ist Geschäftsführer und Inhaber einer Versicherungsagentur. In letzter Zeit führt er mit seinen Kundinnen und Kundinnen die immer gleichen Gespräche: Wieso sind Online-Anbieter oftmals günstiger? Immer wieder und äußerst geduldig erklärt er ihnen, dass seine Agentur sich aufgrund des persönlichen Services und besserer Konditionen von den anonymen Billig-Anbietern abhebt. Ein Großteil seiner Kundschaft kann seine Argumentation nachvollziehen – einige wenige hingegen nicht. Dazu zählt auch die Dame, die Lukas eines Tages telefonisch kontaktiert und sich furchtbar echauffiert: „Ihre Preise sind eine echte Frechheit! Und dass in Zeiten der Inflation. Wir müssen an allen Ecken und Enden sparen und Sie machen sich die Taschen voll.“ Lukas platzt der Kragen. Kurz bevor er ungehalten wird, erinnert er sich allerdings an einen Tipp seines Vaters: „Versetz dich in die Leute hinein – wieso behandeln sie dich so, wie sie es gerade tun? Der häufigste Grund lautet: Unwissenheit!“ Lukas atmet tief durch, schluckt seinen Ärger hinunter und erklärt der Dame die Vorteile einer individuellen und umfangreichen Versicherung – auch in Zeiten des knappen Geldes.
Wieso ist eine bestimmte Situation eskaliert – wieso verhalten sich Menschen so, wie sie sich verhalten? Stress hat stets einen Auslöser. Definieren wir diesen, statt uns in unseren Ärger oder den Druck, den wir spüren, hineinzusteigern, verliert beides oftmals an Fülle. Bedeutet: Denken und handeln wir lösungsorientiert, verhelfen wir uns beinahe automatisch zu innerer Ruhe. Wieso? Weil wir uns an etwas entlanghangeln können – dies können Aufgaben, To dos, eine Liste mit Argumenten oder ein Plan sein, Hauptsache aber Faktoren, die uns eine Struktur vorgeben. Anschließend gilt: abarbeiten! Und zwar der Reihe nach. Denn mit jedem Punkt, den wir von unserer Liste streichen können, verschwindet mindestens ein Stresshormon mehr aus unserem Körper.
Ein gutes Gefühl, versprochen!
Haben Sie schon einmal darüber nachgedacht, Ihr emotionales Denken mit der Kraft Ihrer Gefühle in Einklang zu bringen. In unserer Workshop-Reihe „Limbisches Denken“ erfahren Sie mehr darüber. Wir freuen uns auf Sie!