Wie fühlen Sie sich heute? Wie haben Sie sich gestern Abend beim Zubettgehen gefühlt? Und mit welchem Gefühl sehen Sie dem morgigen Tag entgegen? Ohne Gefühle geht im Leben nichts. Klingt übertrieben? Dann fühlen Sie mal in sich hinein. Jede Situation, jede Handlung und jede Konversation verbinden wir mit einem oder mehreren Gefühlen. Was diese bedeuten und wie wir sie aktiv nutzen können, um unsere Potentiale, privat sowie beruflich, zu entfalten, wird uns meist erst bei genauerem Hinschauen bewusst. Deshalb laden wir Sie ein, gemeinsam mit uns einen Blick in unsere Gefühlswelt zu werfen. Weiter geht´s mit…

J wie jämmerlich

Hin und wieder überkommt es uns einfach – wir geraten ins Jammern. Auslöser dafür gibt es genügend – ein stressiger Arbeitstag, eine übergriffige Freundin, eine gescheiterte Beziehung. Gute Gründe hingegen suchen wir bei genauerem Hinschauen allerdings des Öfteren vergebens. Denn eigentlich können wir uns doch glücklich schätzen, einen festen Job zu haben, oder? Und einer guten Freundin kann man ruhig mal sagen, wenn sie sich mit ihren Äußerungen mal wieder zu weit aus dem Fenster lehnt. Eine zerbrochene Beziehung tut zwar immer weh – aber in diesem Fall war es dann wohl möglich einfach nicht der oder die Richtige.

Jammern ist, genau genommen, eine etwas abfällige Bezeichnung für wehklagen. Ist uns jämmerlich zumute, beschweren wir uns über, seien wir mal ganz ehrlich, Kleinigkeiten oder Umstände, die weder unsere Existenz, noch unser Wohlergehen bedrohen, sondern uns viel mehr schlichtweg auf die Nerven gehen. Und das ist ab und an vollkommen in Ordnung. Beschweren wir uns allerdings andauernd und regelmäßig, wird uns mit großer Wahrscheinlichkeit nachgesagt, wir seien jämmerlich. Ein Persönlichkeitsmerkmal, welches als Laster oder Manko ausgelegt wird. Eine weitere Schattenseite des allzu häufigen Jammerns: Unsere Mitmenschen nehmen unsere echten Sorgen, Probleme oder Nöte irgendwann vielleicht nicht mehr für voll und ermahnen uns, uns zusammenzureißen, anstatt ihre Hilfe und Unterstützung anzubieten.

Weckruf erwünscht: Wenn aus jämmerlich nachdenklich wird

 

Befinden wir uns in einem jämmerlichen Zustand, sind wir unzufrieden, vielleicht geknickt oder genervt. Ein solcher Zustand ist meist wie eine Spirale - wir können uns immer tiefer „nach unten“ ziehen lassen oder versuchen, den Weg „nach oben“ zu finden. Wie so oft gilt das für private, aber auch berufliche Situationen.

Ein Beispiel aus der Unternehmer-Welt:

Sebastian betreibt ein gut laufendes Ladengeschäft für Fahrradzubehör. Er steht Tag für Tag persönlich in seinem Shop, berät Kund:innen, verkauft ihnen Ersatzteile sowie Zubehör und tüftelt mit großer Leidenschaft an Fahrrädern. Zu seinen großen Stärken zählen sein Organisationstalent und seine strukturierte Arbeitsweise. Jedenfalls meistens. Denn manchmal gibt es Tage, an denen einfach nichts gelingen will - Tage, die wir alle schon einmal erlebt haben. An einem dieser Tage platzt Sebastian schließlich der Kragen. Er ruft seine Freundin Lisa an und legt los: „Nichts funktioniert, erst kam das Paket mit den Ersatzteilen, die ich heute brauche, nicht an, dann hat mein EC-Gerät den Geist aufgegeben und wer hat heute schon noch Bargeld dabei? Aber als ob das nicht genug wäre, musste ich mich auch noch den ganzen Tag mit extrem anstrengenden Kunden herumschlagen. Wieso bekomme ich die nur immer ab?“ Nach einer kurzen Pause fragt Lisa: „Bist du fertig? Man oh man, das ist aber Jammern auf ganz schön hohem Niveau! Du betreibst dein eigenes Geschäft, bist flexibel und unabhängig. Dann hattest du eben mal einen anstrengenden Tag, na und? Du machst dir jetzt einen entspannten Abend und morgen ist dann ein neuer Tag, an dem die Ersatzteile bestimmt ankommen und du die Reparatur von deinem EC-Gerät angehst.“ Sebastian gerät nach dem Gespräch ins Grübeln - eigentlich hat Lisa recht. Jammern bringt ihn nicht weiter. Viel sinnvoller ist es, den Kopf freizubekommen, neue Kraft zu tanken und die Ärgernisse des heutigen Tages morgen mit klarem Kopf anzugehen.

Handeln statt Jammern: Einfacher gesagt als getan?

 

Unser Beispiel zeigt: Jammern ist zeitintensiv und hält somit auf. Ist uns jämmerlich zumute, wird uns eine bestimmte Situation gerade zu viel oder wir sind von einer Reihe von Ereignissen überfordert. Wenn dies der Fall ist, reagieren wie oft kopflos und verlieren uns gerne in Selbstmitleid oder beginnen zu jammern. Tun wir dies, investieren wir unsere Energie an falscher Stelle. Viel sinnvoller ist es, uns, unserem Geist und unserem Körper eine kurze Auszeit zu gönnen: durchatmen, auf andere Gedanken kommen, abschalten. Im Anschluss daran beginnt „die Kopfarbeit“ oder besser gesagt die Reflexion unserer vermeintlichen Misere. Was läuft schief und wieso? Welche kleinen oder großen Probleme können wir selbst in die Hand nehmen, für welche Probleme müssen wir wohl möglich um Hilfe bitten? Ja, ganz richtig, hier ist die „Hands-on-Mentalität“ gefragt! Und falls wir diese aus eigener Kraft nicht aufbringen können, hilft, wie so oft: reden. Denn fassen wir unsere Situation erst einmal in Worte, hilft uns das oftmals, klarer zu denken. Oder wir erhalten, wie Sebastian von Lisa, einen kleinen Wink mit dem Zaunpfahl, der uns verdeutlicht: So schlimm ist das doch eigentlich alles gar nicht. Eine Erkenntnis, die uns eventuell erst einmal vor den Kopf stößt, im nächsten Augenblick aber garantiert zum Nachdenken anregt - und damit neue Energie freisetzt. Nutzen wir diese, um Lösungen zu finden, statt Probleme groß zu reden, verwandelt sich unsere Abwärtsspirale automatisch in eine Aufwärtsspirale.

Ein gutes Gefühl, versprochen!

 

Übrigens: Wenn Sie mehr über emotionales Denken und Handeln sowie die Kraft Ihrer Gefühle erfahren möchten, ist unsere Workshop-Reihe „Limbisches Denken“ ganz bestimmt die richtige Wahl für Sie.

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