
Wie fühlen Sie sich heute? Wie haben Sie sich gestern Abend beim Zubettgehen gefühlt? Und mit welchem Gefühl sehen Sie dem morgigen Tag entgegen? Ohne Gefühle geht im Leben nichts. Klingt übertrieben? Dann fühlen Sie mal in sich hinein. Jede Situation, jede Handlung und jede Konversation verbinden wir mit einem oder mehreren Gefühlen. Was diese bedeuten und wie wir sie aktiv nutzen können, um unsere Potentiale, privat sowie beruflich, zu entfalten, wird uns meist erst bei genauerem Hinschauen bewusst. Deshalb laden wir Sie ein, gemeinsam mit uns einen Blick in unsere Gefühlswelt zu werfen. Weiter geht´s mit…
N wie neugierig
„Du bist aber neugierig“ – was Kindern als durchaus positive Eigenschaft angerechnet wird, kann bei Erwachsenen schnell als negativ oder sogar übergriffig wahrgenommen werden. Dabei ist Neugierde erst einmal doch nur so etwas wie Wissensdurst. Aber eben nur so etwas wie – denn in „Neugier“ steckt eben auch das kleine, aber bedeutende Wort „Gier“. Die Gier nach Wissen sollten wir in bestimmten Kontexten maßvoll anwenden. Wieso? Weil es immer auch darauf ankommt, mit wem wir unser gewonnenes Wissen teilen oder wie wir es einsetzen.
Neugier ist, ebenso wie Ekel oder Furcht, ein Instinkt und somit gewissermaßen ein Urtrieb. Dieser besteht hierbei aus drei Komponenten: Antrieb, Affekt und Verhalten. Der „Wissensdurst“ ist der Antrieb, die Aufnahme von Wissen löst einen Affekt aus, beispielsweise Interesse, Überraschung oder Furcht, welcher wiederum eine Reaktion, also ein bestimmtes Verhalten nach sich zieht. Genau diese Reaktion ist es, die aus Neugierde entweder echtes Interesse oder lästiges Einmischen werden lässt.
Drehen wir das Gedankenspiel nun einmal um und betrachten Neugierde als Erfolgsfaktor – sowohl auf privater als auch auf beruflicher Ebene. Los geht´s: Wer neugierig ist, fragt viel – und erfährt somit auch mehr. Sowohl über Gesprächspartner:innen, Bekannte und Fremde als auch über den eigenen Beruf und die damit einhergehenden Aufgaben. Wer zu neugierig ist, ist unsensibel – oder lernt anhand der Reaktion des Gegenüber eine Vielzahl an zwischenmenschlichen Facetten kennen. Und wer neugierig ist, tratscht viel – oder aber nutzt das gewonnene Wissen, um den Menschen, der dieses geteilt hat, besser einschätzen und ihm einfühlsamer begegnen zu können.
Wenn auf Neugierde ernsthaftes Interesse folgt, entsteht Expertise

Sind wir neugierig, kann uns unser Wissensdurst also manchmal ausbremsen, viel öfter aber beflügeln. Und zwar genau dann, wenn wir unsere Neugierde richtig einzusetzen wissen. Denn wenn aus erst einmal oberflächlicher Neugierde ernsthaftes Interesse an jemandem oder etwas wird, entsteht Expertise – entweder in Form von Menschenkenntnis oder fundiertem Wissen. Es liegt dann an uns, wie wir diese Expertise nutzen.
Ein Beispiel:
Als Gründer und Geschäftsführer einer Eventagentur führt David ein Team von fünf Mitarbeiter:innen. Neben einer professionellen Zusammenarbeit ist ihm ein kollegial-freundschaftlicher Umgang untereinander wichtig. Und so hat er es sich angewöhnt, gemeinsam mit seinen Kolleg:innen Mittagspause zu machen, zwischendurch einen Kaffee zu trinken und nicht nur berufliche, sondern auch private Gesprächsthemen anzustoßen. David liegt viel daran, die Persönlichkeit hinter der Arbeitskraft kennenzulernen und zu wissen, mit wem er tagtäglich eng zusammenarbeitet. Da ihm bewusst ist, dass viele Menschen in Anwesenheit ihres Chefs zurückhaltender sind und weniger von sich preisgeben, versucht er, viele Fragen zu stellen und echtes Interesse an den beruflichen sowie privaten Interessen seines Teams zu zeigen.
Mit seinem offenen Verhalten will David nicht neugierig, sondern interessiert auftreten. Sein gewonnenes Wissen nutzt er, um seinen Kolleg:innen Projekten zuzuweisen, von denen er weiß, dass sie ihnen aufgrund ihrer Vorlieben liegen. Indem er sein Team gut kennt, kann er zudem Reaktionen sowie Leistungen besser einschätzen, negative und positive Emotionen in einen Gesamtzusammenhang setzen und schlussendlich das Teamgefüge nachhaltig stärken.
Neugierde ist in diesem Fall also gewissermaßen die Initialzündung für echtes Interesse - und katapultiert David schnell auf eine ganz neue Ebene des Miteinanders mit seinen Kolleg:innen. Um diese Ebene der Offenheit, des Wissenserwerbs und der Weiterentwicklung zu erreichen, dürfen also auch wir es uns ruhig häufiger erlauben, neugierig zu sein. Der Unterschied zwischen einem neugierigen Kratzen an der Oberfläche und einem ernstgemeinten Blick hinter die Kulissen liegt im Detail: Wir dürfen neugierig sein und unsere Fragen dennoch mit Bedacht stellen. Kombinieren wir unser Interesse mit Empathie und Feingefühl, setzt in den meisten Fällen eine „Boomerang-Wirkung“ ein: Wir werden als offen, interessiert und im besten Fall als vertrauenswürdig wahrgenommen.
Ein gutes Gefühl, versprochen!
Seien Sie neugierig und erfahren Sie in unserer Workshop-Reihe „Limbisches Denken“, wie Sie Ihr emotionales Denken mit der Kraft Ihrer Gefühle in Einklang bringen. Wir freuen uns auf Sie!