
Wie fühlen Sie sich heute? Wie haben Sie sich gestern Abend beim Zubettgehen gefühlt? Und mit welchem Gefühl sehen Sie dem morgigen Tag entgegen? Ohne Gefühle geht im Leben nichts. Klingt übertrieben? Dann fühlen Sie mal in sich hinein. Jede Situation, jede Handlung und jede Konversation verbinden wir mit einem oder mehreren Gefühlen. Was diese bedeuten und wie wir sie aktiv nutzen können, um unsere Potentiale, privat sowie beruflich, zu entfalten, wird uns meist erst bei genauerem Hinschauen bewusst. Deshalb laden wir Sie ein, gemeinsam mit uns einen Blick in unsere Gefühlswelt zu werfen. Weiter geht´s mit…
Q wie quälen
Unser Magen zieht sich zusammen, die Schultern verkrampfen und die kiloschwere Last, die wir tragen, erdrückt uns beinahe. Eine Last, die unsichtbar und doch sowohl körperlich als auch mental kaum zu bewältigen ist. Wir quälen uns.
Sind ein Zustand, eine Situation oder eine Aufgabe die reinste Qual für uns, empfinden wir mitunter körperlichen als auch seelischen Schmerz. Die Begriffe Qual und Schmerz sind aus diesem Grund eng miteinander verknüpft. Sie haben nicht die gleiche Bedeutung, bedingen sich aber gegenseitig und können der jeweilige Auslöser für eine bestimmte Art von Leid sein. Haben wir beispielsweise Liebeskummer und ein gebrochenes Herz, schauen uns aber dennoch jeden Tag alte Fotos an, quälen wir uns mit Erinnerungen aus besseren Tagen und fügen uns seelischen Schmerz zu. Plagt uns ein Loch im Zahn und wir gehen trotz großer Schmerzen nicht zum Zahnarzt, setzen wir uns einer körperlichen Qual aus. Der Grund für die Überschneidung beider Leidensformen ist einfach: Psychische Verletzungen, also beispielsweise das gebrochene Herz oder soziale Zurückweisung, aktivieren in unserem Gehirn die gleichen Regionen wie Schmerz auf körperlicher Ebene. Besonders interessant: Schmerz hat eine emotionale und eine sensorische Komponente. Ist unser seelisches Leid also (noch) nicht allzu groß, reagieren nur jene Hirnareale, die emotionalen Schmerz einordnen und verarbeiten können. Größere Schicksalsschläge oder weitere Formen von tiefem Schmerz hingegen können in unserem Gehirn die Aktivierung von bestimmten sensorischen Arealen auslösen. Kopfschmerzen, ein unruhiger Magen oder starke Verspannungen sind nur einige der Warnsignale, die uns unser Körper in Situationen wie diesen sendet. In der Fachsprache werden sie als psychosomatische Schmerzen bezeichnet.
Grübeln Sie noch – oder analysieren Sie schon?

Meistens geht die Selbstqual außerdem mit einem rasend schnellen Gedankenkarussell einher. Wir grübeln, wälzen Gedankenstränge hin und her, sind die Dramaturgen imaginärer Streitgespräche und Diskussionen, zweifeln an uns selbst und verfallen nicht selten auch dem Selbstmitleid. Ein echter Teufelskreis! Und aus Teufelskreisen kommen wir bekanntermaßen nur mit großer Mühe wieder heraus. Diese Mühe aufzubringen, lohnt sich allerdings gleich in doppelter Hinsicht: Analysieren wir unser Problem, welches uns quält, strukturiert und geordnet statt unseren Gedanken freien Lauf (oder freien Fall) zu lassen, setzen wir uns automatisch weniger emotional und dafür rationaler mit unseren (negativen) Emotionen auseinander – und betrachten unser Leid zugespitzt. Dies bedeutet im übertragenen Sinn, es gelingt uns auf diese Art und Weise, aus dem Gedankenkarussell auszusteigen und stattdessen auf einer ruhigen Parkbank Platz zu nehmen, auf der es uns leichter fällt, uns zu fokussieren. Was quält mich und warum? Was kann ich tun, damit die Qual und eventuell sogar der Schmerz aufhören? Welche Optionen habe ich? Denn so viel ist sicher: Jedes Problem hat eine Lösung.
Das Erfolgsgeheimnis gegen die eigenen Quälgeister? Achtsamkeit

Quälen wir uns selbst, wenden wir dafür ziemlich viel Zeit auf. Diese könnten wir stattdessen nutzen, um achtsamer mit uns umzugehen und unseren eigenen Quälgeistern keinen Raum zu geben.
Ein Beispiel:
Henri ist Unternehmer – gescheiterter Unternehmer. Nachdem sein Burger-Bistro Opfer der Corona-Pandemie geworden war, musste er Insolvenz anmelden und steht nun vor den Scherben seiner Existenz. Lange Zeit haben ihn jede Menge Gedanken gequält: Hätte er besser wirtschaften können? Besser wirtschaften müssen? Wieso hat er nicht doch seine Mutter um finanzielle Hilfe gebeten? Wieso steht sein Stolz ihm so oft im Weg? Was denken nun seine Familie und seine Freunde von ihm? Halten sie ihn für einen Versager? Wann wird aus Scham Gleichgültigkeit?
Henri hat Glück – seine Familie und seine Freunde denken weder, dass er ein Versager ist, noch lassen sie ihn immer tiefer in sein eigenes Loch fallen. Sie sind für ihn da und unterstützen ihn finanziell, sodass Henri durchatmen und analysieren kann: Wie sieht sein Plan B aus? Er erkennt, dass eine gescheiterte Geschäftsidee nicht automatisch den Untergang der Welt bedeutet und dass man sich auch mal einen Fehler erlauben und auf der eigenen Nase landen darf – wenn man anschließend wieder aufsteht. Henri beginnt, mehr im Hier und Jetzt zu leben und auf seinen Körper zu hören. Und ganz langsam, mit der Zeit, wächst eine neue Idee in seinem Kopf heran: Er möchte seine negativen Erfahrungen teilen – und anderen dabei helfen, seine Fehler zu vermeiden. Momentan sortiert er sich noch – bereitet aber bereits alles für sein kleines Coachingunternehmen vor. Seine Zielgruppe: Gastronomen. Wer sonst.
Quälen wir uns mit etwas, verschenken wir also wertvolle Lebenszeit. Denn oftmals sind es unsere Gedanken, statt das eigentliche Problem, welche uns hindern und blockieren. Schließlich gibt es für jedes Problem eine Lösung. Dass dies keine dahergesagte Redewendung ist, beweist Henri: Selbst unsere Fehler können wir nutzen, um sie als Basis für eine neue Geschäftsidee oder eine neue Lebenseinstellung einzusetzen. Oftmals ist sogar genau diese Herangehensweise der Dolchstoß für quälende Gedanken. Ganz nach dem Motto: Ich lasse nicht zu, dass mir meine Fehler meine Lebenszeit vermiesen – stattdessen nehme ich mein Leben in die Hand und akzeptiere die Situation so, wie sie ist. Und dann ändere ich sie.
Ein gutes Gefühl, versprochen!
Keine Qual, sondern viel eher eine Bereicherung ist es, unser emotionales Denken mit der Kraft unserer Gefühle in Einklang zu bringen. Wie das funktioniert? Erfahren Sie es in unserer Workshop-Reihe „Limbisches Denken“. Sie sind herzlich eingeladen!